Die historischen Grenzgänge der Neuzeit in Diedenshausen

Früher kannten alle Menschen eines Dorfes die Gemeinde- und Gemarkungsgrenzen. Wenn vorhanden, wussten sie auch Bescheid über den Verlauf von Landes- und Grafschaftsgrenzen. Für Diedenshausen lässt sich nachweisen, dass sogar bekannt war, wem der einzelne Acker, die einzelne Wiese gehörte.

Alles dies gehört  heute leider bei den meisten Dorfbewohnern nicht mehr zu ihrem aktuellen Wissensstand.

Deshalb hat es sich der Heimat- und Verkehrsverein Diedenshausen zur Aufgabe gemacht, die Grenzgänge der vergangenen Jahrhunderte wieder neu zu beleben. Damit sollen auch alte Sitten und Gebräuche wieder aufleben, die große politische Bedeutung der Gänge wieder hervorgehoben und historische Entwicklungen wieder bewusst gemacht werden.

Aus diesem Grund haben wir ein spezielles Modell für unsere Grenzgänge entwickelt. Dabei halten wir uns vorrangig an die geschichtlich überlieferten Vorbilder:

1. Zu Beginn des Grenzgangs
   wird auf die Zusammensetzung der Grenzgangtruppe hingewiesen (Amtmänner,
      Rentmeister, Förster, Altbauern, Notare beider Grenznachbarn, nicht immer auch
      die Landesherren);
   ermahnt der Pfarrer die Altbauern, die den rechten Grenzverlauf zeigen müssen,
      zur Wahrheit;
   sprechen die Altbauern ihren Eid.

2. Während des Grenzgangs werden an markanten Stellen Haltepunkte eingerichtet, um bedeutende historische Ereignisse, die mit dem Grenzverlauf im Zusammenhang stehen, zu erklären. Natürlich werden auch andere Geschehnisse, wie zum Beispiel Grenzverletzungen oder Anekdoten, zur Unterhaltung der Grenzgänger aufgegriffen.

3. Wie in früheren Zeiten wird zum Schluss der richtige Verlauf der Grenze von beiden Grenznachbarn protokolliert und bestätigt, danach der friedliche Abschluss „bei Käse und Schinken und einem guten Trunk”, wie es in einem Grenzgangprotokoll von 1754 notiert ist, gefeiert.

Zur Untermalung des Geschehens wird manchmal auch ein Grenzspiel in historischen Kostümen aufgeführt.

Im Laufe der Jahre hat sich der Diedenshäuser Grenzgang zu einem auch überregional sehr beliebten Ereignis entwickelt. Das zeigen ganz deutlich die Teilnehmerzahlen, die häufig mehr als 170 Besucher erreichen.

Der nächste Grenzgang

geplant am 16. Juni 2013: Züschen (Freigrafschaft) - ehemalige Besitzung der Ritter von Diedenshausen

10 Uhr Treffen auf Schneiders Hofplatz, Diedenshausen → Transfer zur Pastorenwiese → Ziegenhelle (evtl. Freierstuhl) → Abschluss gegen 16 Uhr in Züschen → Transfer zum Ausgangspunkt

Der letzte Grenzgang am 29. Mai 2011

Da wir die Landesgrenze und die Gemeinde- bzw. Gemarkungsgrenzen bereits mehrfach abgeschritten haben, haben wir - wie bereits 2009 - die ehemaligen Besitzungen der Ritter von Diedenshausen aufgesucht. Sie besaßen im nahen hessischen Raum umfangreichen Streubesitz, Zehnte und zahlreiche Berechtigungen. In   Bromskirchen verfügten sie sogar über die Gerichtsbarkeit.

Treffpunkt war um 10.00 Uhr auf Schneiders Hofplatz, Zum Heiligenholz 1, in der Dorfmitte. Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Altbauern nach historischer Überlieferung zur Wahrheit ermahnt und durch einen Eid verpflichtet. Danach setzte sich der Tross unter Führung der Fahnenträger und Altbauern in Bewegung. Die Wegstrecke führte durch den Seibelsbach auf das Heiligeholz in 698 m Höhe.

Der Anstieg war nicht sehr steil und ließ sich gut bewältigen. Nach dieser Anstrengung wurde zur Auffrischung der Kraftreserven ein Frühstück gereicht. Danach erfolgte der sanfte Abstieg ins Tal des Linsphe-Baches, wo an geeigneter Stelle ein Mittagessen eingenommen werden konnte.   Endpunkt war nach 12 km Wegstrecke die Untermühle südlich von Bromskirchen, die wir gegen 16.30 Uhr erreichten. Von dort war ein Bustransfer zum Ausgangspunkt nach Diedenshausen eingerichtet.

Über die ganze Strecke verteilt gab es mehrere Haltepunkte. Dort wurden interessante Informationen und historisches und geografisches Hintergrundwissen ausgegeben. Damit dies nicht zu trocken ausfiel, sollten kleine Anekdoten und lustige Begebenheiten aus dem begangenen   Gebiet den Grenzgang würzen und die Teilnehmer ein wenig erheitern.

Die Wegstrecke und die Informationen sind in einem Faltblatt zusammengefasst, das zu Beginn des Grenzgangs verteilt wurde.

Vor 2011 durchgeführte Grenzgänge
7. Grenzgang
: 21. Juni 2009: Elbrighausen – ehemalige Besitzung der Ritter von Diedenshausen

Treffpunkt Schneiders Hofplatz in Diedenshausen → Inselbach → Dachsloch → Elbrighäuser Grund, Forsthaus → Abschluss Füllnhausen

6. Grenzgang: 7. Juni 2007: nord-östliche Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen; Gemarkungsgrenze zu Wunderthausen

Treffpunkt Parkplatz Fa. Beuter (Alertshausen) → Inselbach → Windräder auf dem Heiligenholz → Erholungsanlage In der Linze (Wunderthausen) → Seibelsbach → Abschluss Steinert

5. Grenzgang: 29. Mai 2005: gesamte Grenze zwischen den Grafschaften Wittgenstein-Berleburg und Wittgenstein-Hohenstein (Laasphe); Gemeinde- und Gemarkungsgrenze zu Wemlighausen und Wunderthausen

Treffpunkt Parkplatz Fa. Beuter (Alertshausen) → Schalsbach → Große Helle → Struthbach → Burg → Platz 1 (O. Junker-Matthes) → Abschluss Steinert

4. Grenzgang: 25. Mai 2003: Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen von Alertshausen bis Diedenshausen

Treffpunkt Steinbruch am Abzweig zum Garsbach → Geißenberg → Kehre Wassergewinnungsanlage → Schule Alertshausen → Inselbacher Furt → Schneiders Hofplatz in Diedenshausen → Seibelsbach → Abschluss Steinert

3. Grenzgang: 27. Mai 2001: westlicher Teil der Grenze zwischen den Grafschaften Wittgenstein-Berleburg und Wittgenstein-Hohenstein (Laasphe); Gemeinde- und Gemarkungsgrenze zu Wemlighausen und Wunderthausen

Treffpunkt Parkplatz Teiche → Struthbach → Burg → Kraftsholz → Abschluss Steinert

2. Grenzgang: 30. Mai 1999: Gemarkungsgrenze zu Alertshausen, Bromskirchen und Wunderthausen

Treffpunkt Parkplatz Fa. Beuter (Alertshausen) → neue Jagdhütte → nördl. Spitze im Inselbach → Sauerseite → Abschluss Steinert

1. Grenzgang: 25. Mai 1997: östlicher Teil der Grenze zwischen den Grafschaften Wittgenstein-Berleburg und Wittgenstein-Hohenstein (Laasphe); Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen

Treffpunkt Parkplatz Teiche  → Schalsbach → Elsoffbach → Seibelsbach → Abschluss Steinert